It ain’t over…

Juni 2020, fast fünf Jahre nach meinem letzten Blogpost sitze ich auf dem Balkon, den viele gerade Home Office nennen, und freue mich über ein tolles erstes Finalspiel der Albatrosse gegen Ludwigsburg gestern. Die Spielfreude, die wir gestern aber auch gegen Oldenburg erlebten, ist begeisternd. Mit Leib und Seele, selten war ein Claim so zutreffend.

Vielleicht hat es sich schon vor Corona angedeutet, der 107:70-Heimsieg gegen Bamberg, die knappe Niederlage gegen Barcelona, das gewonnene Pokalfinale gegen Oldenburg. Doch der März und Hallen voller jubelnder Menschen sind ganz weit weg und wohl auch in eher ferner Zukunft. Nur wenige hätten geglaubt, dass wir diese Mannschaft nach der dann doch recht plötzlichen Unterbrechung wiedersehen. Doch die BBL und dem Vernehmen nach ganz maßgeblich der FC Bayern haben als erste Liga weltweit die Fortsetzung der Saison möglich gemacht. Es war im März noch nicht vorbei und die von Aito geformte Alba-Mannschaft fand kein jähes Ende durch Kontaktbeschränkungen.

Es war viel Basketball in den letzten Wochen mit vielen Geschichten und ganz unterschiedlichen Mannschaften. Wir haben die spielfreudigen neuen Ulmer gesehen, ein letztes Aufbäumen Vechtas ohne ihre Stars in den letzten Spielen unter Calles. München, deren fehlendes Feuer und Hilflosigkeit als Team magentasport perfekt in der Nahaufnahme der Spielergesichter einfing. Ein drittklassiges (hat-tip to Körni) Bamberg auf dem Weg in den nächsten Neustart. Das Turnierformat zeigte Stärken, Schwächen und Eigenheiten unter dem Brennglas.

So auch bei Oldenburg, die ja durchaus zu begeistern wussten. Ein über Jahre gewachsenes doch auch alt gewordenes Team um die großartigen Rickey Paulding und Rashid Mahalbasic. Alba hatte im Pokal schon deutlich gewonnen und Mahalbasic im Post-Game-Interview in seiner unnachahmlichen Art trocken analysiert, dass Alba besser war. Jetzt im Halbfinale überrollte Alba Oldenburg mit 51 Punkten Vorsprung in 80 Minuten. Es war eine Demonstration der Stärke, Basketball mit hoher Spielfreude, ein Offensivfeuerwerk, bei dem jeder seinen Anteil hatte und Kenny Ogbe Topscorer des zweiten Halbfinales war, während der Topscorer des Hinspiels, Peyton Siva, ihn und das Team von der Seitenlinie anfeuerte.

Während Alba Oldenburg offensiv überrannt haben, hat die Mannschaft gestern nun Ludwigsburg defensiv an die Kette gelegt. Ludwigsburg, das ist die andere, begeisternde Geschichte des Turniers. Dass ich Coach Patricks Stil oft kritisiert habe, ist den Lesern dieses Blogs hinlänglich bekannt. Aber dass er hier – mal wieder – ein Team entwickelt hat, das verdammt gut zusammenspielt, in dem der Ball so bewegt wird, dass ein 16jähriger freie Würfe bekommt (und macht), das nötigt Respekt ab. Ebenso wie bei Alba spürt der Zuschauer, dass dieses Team viel erreichen kann. Das Anfeuern von der Bank erfüllt die coronabedingt leere Halle. Mit beeindruckendem Einsatz hat Ludwigsburg Bayern und Ulm bezwungen. Gestern gegen Alba lief wenig zusammen. Alba hat ein anderes Level an Intensität herausgeholt und Ludwigsburg war beeindruckt, vielleicht ist das der Unterschied, den die Erfahrung aus einer guten Euroleague-Saison macht.

Es ist diese Variabilität der richtigen Antworten und die Fähigkeit, doch immer noch eine Schippe draufzulegen, die Alba 2020 so stark macht. Das Team hat Stars, doch keiner neidet dem anderen die Rolle und immer wieder treten andere in den Vordergrund, je nachdem was das Spiel der Mannschaft erlaubt und wie es sich entwickelt. Ein gesunder Peyton kann dominieren, muss aber nicht. Auch liegt die Last der Verantwortung nicht mehr allein auf Lukes Schultern und hemmt ihn nicht mehr wie noch vor ein, zwei Jahren. Aito lacht mit sichtbarer Freude an der Seitenlinie über schöne Szenen, gerade auch der jungen Spieler. Es ist großartiger Basketball, pure Freude am Spiel. Es wäre jedoch nicht ganz abwegig, dass damit und in diesem Moment dieses Projekt ein Ende findet und ein neues beginnt. Vielleicht einfach aufhören, wenn es am schönsten ist. Es ist toll zu sehen, wie sich die Spieler entwickelt haben. Dass Kenny Ogbe mittlerweile gute Impulse gibt und auch mal Topscorer wird, dass Slow Peno wieder fit und sofort im Team ist, dass Landry Nnoko am Brett dominiert und nun wohl weiterzieht. Die Saison 2020/21 wird wohl vielerorts ein Umbruch, weil sich aufgrund der Corona-Pandemie der Live-Sport und damit der Markt radikal verändern muss. Wohl niemand weiß, wie und wann die nächste Saison startet. Die letzten Wochen haben jedoch bewiesen, dass es notfalls auch so geht, dass Corona kein Ende ist.

Doch noch ist diese letzte BBL-Saison der Vor-Corona-Teams nicht vorbei. Morgen Nachmittag gibt es nochmal 40 Minuten Basketball zwischen den besten beiden Mannschaften dieser Saison. Hoffentlich wird es hochklassig, wie das letzte Gruppenspiel. Ich zweifle nicht, dass Ludwigsburg nochmal alles gibt, ob es nun reicht oder nicht. Lasst uns dieses Finale der klar besten beiden Turniermannschaften feiern und uns freuen, dass diese tolle Berliner und Ludwigsburger Saison trotz aller Umstände mit einem großartigen Finale zu Ende gehen kann.  

Besuchen Sie Europa…

Besuchen Sie Europa

solange es noch steht, sang eine Ndw-Band. Bei diesem Spiel möchte ich es abgewandelt rufen: Besuchen Sie den Eurocup, solange es noch geht. Wenn ALBA 2015 weiter so spielt wie heute, wird es eine günstige Saison und ist nach der Vorrunde Schluss. Klar waren wir letztes Jahr verwöhnt. Aber nach der unnötigen Niederlage in Ludwigsburg knüpften die Neongelben heute nahtlos an. Das war eine beschämende Leistung. Ein Team, das wiederholt echte Schwierigkeiten hatte, den Ball über die Mittellinie zu bekommen, defensiv den Gegner vor sog zu halten und zumindest des ganz leichten Abschluss zu verhindern sowie offensiv… Ach darüber schweigen wir. Im ersten Viertel von den Freiwürfen von Niels gelebt, im zweiten von der individuellen Stärke von Kikanovic. Jetzt grad ist Halbzeit und ich bin bedient. Bedient von Cherry, der die Kirsche systemfrei in den Boden dribbelt. Watt, der offensiv nicht stattfindet. Einem serbischen nationalspieler der auch hier nicht über die Rollenspielerrolle hinaustritt. Die Halle ist kurz vorm Pfeiffen und ich auch. 

Let’s go Alba. Ich habe keinen Bock, dass Europa vor Weihnachten abgehakt ist. 

Ihr macht euch lächerlich…

grölen wir Fans in der Halle, wenn der Unmut über die Herren in Grau zu groß wird. Das Spiel gegen Oldenburg war so eines und bereits während des Spiels bestraften die Schiedsrichter eine Vielzahl von Aktionen mit technischen Fouls. Es gab einen – oder mehrere – Freiwürfe, einen Ballbesitz und dann ging es weiter. Die Leidenschaft auf dem Feld bringt es mit sich, dass es hier und da zu unschönen Szenen kommt: Rangeleien, Schubser oder gar – zum Glück selten – eine echte Tätlichkeit. Meist zeigen die Referees nach kurzer Beratung eine Menge Fingerspitzengefühl. Sie beruhigen das Spiel mit ein paar technischen Fouls und es geht weiter. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Disqualifikation – dem Äquivalent zur roten Karte – und der anschließenden Entscheidung der Spielleitung, wie lang eine Sperre sein soll.

Die Spielordnung der Liga lässt es zu, dass eine von den Schiedsrichtern nicht wahrgenommene und nicht geahndete Entscheidung auf Antrag eines teilnehmenden Clubs oder der Liga nachträglich durch den Spielleiter geahndet wird. Der Spielleiter, das ist die Liga selbst. Wer gerade in der Presse von einem Urteil schreibt, irrt. Der Spielleiter ist nicht Teil der Sportgerichtsbarkeit, er ist nicht mehr oder weniger als der Referee abseits des Feldes, der die Spielordnung wahrt.

Nun hat Spielleiter Horstmann auf Antrag der Beko BBL entschieden, dass Alex Renfroe und Sasa Obdradovic jeweils EUR 2.000 zahlen müssen und für ein Spiel gesperrt sind. Anlass war das Gerangel zwischen den beiden während einer Auszeit.

Alle konnten diese Szenen sehen, Telekombasketball sei Dank. Nicht gesehen haben die meisten dann, dass unmittelbar nach der Auszeit die beiden Streithähne sich versöhnten, umarmten und Renfroe aufs Feld zurückkehrte und die Aufholjagd maßgeblich steuerte. Mundabwischen, weitergehen, no harm done. Alba-Inside hat mit zwei Interviews hier alles wichtige berichtet. Die mediale Aufregung hatte sich schnell gelegt.

Nur einer konnte oder wollte es nicht auf sich beruhen lassen, wie wir mit zweiwöchiger Verspätung erfahren: der Geschäftsführer der Liga, Jan „2020“ Pommer. In der unmittelbaren Nachberichterstattung gibt es keine Kommentare von ihm. Stattdessen erstattete er Anzeige. Genau zwei Personen waren hierzu überhaupt berechtigt: Die Liga und der Gegner.

Was treibt den Mann mit der charakteristischen Fönfrisur dazu, hier die Gouvernante zu spielen? Die Morgenpost bringt ein erhellendes Zitat:

Pommer, das lässt er durchblicken, ging es wegen der rund 250.000 Klicks eines Videos bei Youtube von der Szene auch darum, das Image der Basketball-Bundesliga zu schützen. „Der Vorfall“, argumentiert er, „hatte enorme Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit.“ Es solle nicht hängen bleiben bei den Betrachtern, dass so die BBL sei.

Es geht ihm offenbar um mediale Landschaftspflege. Die in den youtube-Videos dargestellte, arg verkürzte Narration legte er zugrunde. Den breiteren Kontext dieser Geschichte blendet er sichtlich aus. Die Konsequenz ist ein Eingriff in den sportlichen Wettbewerb: Die gerade sportlich wackelnden Albatrosse treten ohne Headcoach und Star beim Playoffaspiranten in Braunschweig an; zulässige Rechtsmittel und die Anrufung der Sportschiedsgerichtsbarkeit haben rechtzeitig keine Chance. Der Preis für Pommers politische Agenda ist die Verzerrung des Wettbewerbs. Diese PR-Arbeit durch Strafe ist indes ein Stil, den ich nur als unterste Schublade zu bewerten vermag.

Warum? Erstens kann man Pommer vorwerfen, dass er nicht die Chuzpe hatte, in der unmittelbaren Folge des Vorfalls öffentlich Position zu beziehen. Zweitens scheint sein Verständnis der Funktionsweise der Medien nicht besonders ausgeprägt zu sein, kommt doch gerade durch die Einschaltung der Spielleitung das Thema noch einmal mit brachialer Vehemenz in den Blätterwald und wird dort sicherlich noch einige Zeit bleiben. Schließlich – das bringt die Morgenpost auf den Punkt – hat die Liga ganz andere und unmittelbare Angriffe gegen sich selbst und ihre Schiedsrichter ungestraft gelassen (der Kurier berichtet).

Es geht mir nicht darum, das Verhalten von Obradovic und Renfroe zu rechtfertigen oder gutzuheißen. Nein, das war Mist. Das wissen wohl auch beide und haben es für sich geklärt. Und meinetwegen soll die Liga – wenn sie dies als ihr Leitbild versteht – auch ihr unpassend erscheinendes Verhalten und Bilder, die sie nicht will, sanktionieren. Offenbar ist David Stern da Pommer Rollenvorbild. Aber die Liga hat es dabei verdammt noch mal zu unterlassen, in den sportlichen Wettbewerb einzugreifen. Eine Geldstrafe hätte sicherlich gereicht. Wenn die gegenwärtigen Regularien ein solches Vorgehen nicht ermöglichen, dann muss man es entweder ändern oder es sein lassen. Baldi lässt sich dahingehend zitieren, dass sich die Liga in Person Pommer mit der Bestrafung von Emotionalität auf dünnes Eis begibt. Ich – mir droht ja keine Sanktion nach Liga-Statuten –  kann hier deutlicher werden: Mir drängt sich der Eindruck auf, dass dem Juristen Pommer der Blick für die Verhältnismäßigkeit abhandengekommen ist. PR-Arbeit durch das Einleiten eines Bestrafungsprozesses erachte ich als Missbrauch der in den Statuten eingeräumten Macht.

Die Entscheidungen sind in der Welt. ALBA spielt morgen ohne zwei. So bleibt abschließend nur der Griff zum Megaphon und der Ruf in Richtung Köln: Ihr macht euch lächerlich…

Die modifizierte 6+6-Quote der Liga bis 2020

Im Rahmen der Ligatagung zum Saisonbeginn hat die Beko BBL ihre Quotenregelung modifiziert. Die Grundentscheidung lautet, dass das Modell mit sechs internationalen und sechs deutschen Spielern bis 2020 beibehalten wird.

Allerdings, dies ist jedenfalls für mich nach der Starrköpfigkeit der Liga in dieser Frage eine Überraschung, hat die Liga zusätzlich eine Home-Grown-Player Quote eingeführt. Bekanntlich knüpft die Quotenregelung (§ 7 Abs. 2 der Spielordnung (SO)) bislang daran an, ob ein Spieler Deutscher im Sinne des Art. 116 GG ist. Nun ist in § 7 Abs. 3 SO folgende neue Regelung hinzugekommen:

Spieler i. S. d. § 7 Abs. 2, die die nachstehend genannten Bedingungen erfüllen, werden im Wettbewerb der 1. Bundesliga und im BBL-Pokal deutschen Spielern im Sinne des Art. 116 Grundgesetz gleichgestellt: a) durchgängige Teilnahmeberechtigung von mindestens drei Jahren im Jugendbereich (JBBL und/oder NBBL) für den Bundesligisten bzw. seinen Kooperationspartner vor Beantragung einer Teilnahmeberechtigung in der BBL, b) der Spieler beantragt bei dem Bundesligisten bzw. dem finanziellen Träger des Jugendbereichs (JBBL/NBBL), für den er bereits eine Teilnahmeberechtigung im Jugendbereich hatte, eine Teilnahmeberechtigung für die BBL, die auf einem mindestens zwei Jahre ununterbrochenen, gültigen Vertrag beruht.

Übersetzt aus dem Juristensprech bedeutet es: Wenn der Spieler in NBBL/JBBL drei Jahre gespielt hat und dann unmittelbar einen Profivertrag beim gleichen Club bekommt, gilt er als Deutsch. Dies gilt ab sofort und ausweislich der Regelung auch für Lebenssachverhalte, die bereits in der Vergangenheit abgeschlossen sind.

Dass es aber Spieler gäbe, für die sich jetzt bereits eine Veränderung ergeben könnte, wüsste ich nicht. Auf Anton Gavel passt es nicht. Die JBBL oder NBBL gab es damals noch nicht. Endet der Profivertrag aber innerhalb der ersten zwei Jahre, entfällt die Gleichstellung ersatzlos. Der Spieler ist an den Ausbildungsverein gebunden. Nach Ablauf der ersten zwei Jahre dürfte er dann aber wechseln dürfen. Ob Leihgeschäfte funktionieren, vermag ich nicht zu beurteilen. David Hein nennt es ein „incentive to stay with the club over the long haul„, und stellt zugleich fest:

At the moment, no one in the Beko BBL who would qualify to be a „home grown“ player, who also retains this status for the rest of the career in Germany, even if they move to another club after the five seasons.

Endlich eine Gleichstellung aller hier ausgebildeten Spieler, könnte man meinen. Sogar ohne Begrenzung auf den Anwendungsbereich der europäischen Freizügigkeit, sondern wirklich unabhängig von der Staatsbürgerschaft. Nicht nur Anton Gavel und Robin Smeulders unterfallen dieser Quote, sondern auch Russen, Serben, Bosnier, US-Amerikaner, Nigerianer und Türken. Jan Pommer begründete diesen Schritt damit, dass man im Nachwuchsbereich einen Zuzug von talentierten Spielen zum Zwecke der Ausbildung sehen würde. Das kann ich mangels Kenntnis der NBBL/JBBL-Teams nicht beurteilen.

Aber dass unsere Scouts jetzt durch Turnhallen in serbischen Bergdörfern und die Freiplätze Afrikas ziehen würden, ist wohl eher unwahrscheinlich. Schließlich ist schon die Präsenz auf den großen Veranstaltungen nicht übermäßig ausgeprägt. Eine weitere Tücke liegt übrigens im Detail. Mitnichten stellt die Liga – wie ich bei der Lektüre der Pressemitteilung glaubte – Home-Grown-Player den Deutschen gleich. Schaut man in die Wettbewerbsausschreibung für den Ligaspielbetrieb, findet sich dort folgendes:

In jedem Spiel können bis zu zwölf (12) Spieler auf dem Spielberichtsbogen (SBB) aufgeführt und eingesetzt werden. Jede Mannschaft muss mit jeweils mindestens zehn (10) spielfähigen Spielern antreten. Alle auf dem SBB aufgeführten Spieler müssen bei Spielbeginn spielbereit sein. Im Wettbewerb 2014/2015 ist je Spiel eine Mindestanzahl an spielfähigen deutschen Spielern im Sinne des Art. 116 GG auf dem Spielberichtsbogen (SBB) wie folgt aufzuführen: 10 Spieler auf dem SBB: mindestens vier (4) deutsche Spieler im Sinne des Art. 116 GG, wobei maximal ein Spieler im Sinne des § 7 Absatz 3 BBL-SO eingesetzt werden darf. 11 Spieler auf dem SBB: mindestens fünf (5) deutsche Spieler im Sinne des Art. 116 GG, wobei maximal ein Spieler im Sinne des § 7 Absatz 3 BBL-SO eingesetzt werden darf. 12 Spieler auf dem SBB: mindestens sechs (6) deutsche Spieler im Sinne des Art. 116 GG, wobei maximal zwei Spieler im Sinne des § 7 Absatz 3 BBL-SO eingesetzt werden dürfen.

Maximal zwei Spieler dürfen also Nicht-Deutsche-Home-Grown-Spieler sein. Anders herum formuliert: Weiterhin müssen im 12er-Kader mindestens 4 Spieler deutscher Staatsangehörigkeit im Sinne des Art. 116 GG sein. Ich halte dies bekanntlich für europarechtlich unzulässig.

Die Änderung ist im Übrigen ein guter Schritt. Menschen, die konkret vor Ort in den Nachwuchsmannschaften aufgewachsen sind und keinen deutschen Pass haben, werden gegenüber solchen privilegiert, die anderswo ausgebildet worden sind. Es ist ein richtiges Bekenntnis zur Nachwuchsarbeit ohne Ansehung der Staatsangehörigkeit. Wie eine Halle tobt, wenn der eigene Nachwuchsspieler bei den Großen ankommt, konnte man Donnerstag in Berlin erleben. Genau das ist ein legitimer Zweck einer Quote.

Warum die Liga aber trotz des laufenden Verfahrens gegen die Spanische Quotenregelung an der Staatsbürgerschaft festhält, verstehe ich nicht.

Mehr Texte zur Quote gibt es in diesem Blog. Meine Bewertung der Entwicklung seit 2009 kann im aktuellen BIG Sonderheft nachgelesen werden

PS: Es werden sich sicherlich Fragen ergeben. Auf Facebook gibt es die ersten. Stellt sie in den Kommentaren und wir werden hier versuchen, sie zu beantworten.

Gruebler schreibt im Saisonvorschauheft der BIG

Ja, hier wird zu wenig gebloggt. Wenngleich Zeit und zuweilen auch die Idee fehlen, gibt hört das Gruebeln nicht auf. Seit gestern ist das Saisonvorschauheft der BIG am Kiosk. Neben wirklich tollen Artikeln u.a. von Johannes Herber und den ganzen Zahlen, Daten und Fakten, die es vor der Saison braucht, habe auch ich einen Artikel zur Quote beigesteuert. Hier gibt es als Teaser ein Bildchen. Wer den Text lesen will, muss an den Kiosk (oder sich gleich ein BIG-Abo zulegen).

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Der Sprung in die Offseason – Trainer, Fernsehen, Europa und das Netz (mit Mini-Interview)

Nach der tollen Saison in Berlin hat jetzt das große Nichts der Offseason begonnen und mit ihr das große Zittern. Bereits während der Finals gab es Gerüchte die Brösels würden an Sasa Obradovic baggern. Das ist ja noch mal gut gegangen, hat Stoschek sich doch für den Italiener Trincheri entschieden. Dennoch: Heute in einer Woche endet wohl der Vertrag des Berliner Trainers und so richtig wissen, wie es weitergeht, das tun wir nicht. Vage sind die Pressemeldungen wie so vieles in der Offseason. Warum es überhaupt zu einer solchen Phase der Unsicherheit kommt, dürfen sich Marco Baldi und Mithat Demirel fragen lassen. Es wäre äußerst bedauerlich, wenn jetzt, nachdem sich eine Mannschaft gefunden hat, der nächste Umbruch ansteht. 

Dies gilt zumal Berlin doch irgendwie wieder ein Profil gefunden hat. Und nächste Saison könnten wir dank des neuen Medienrechtepakets der Liga mit der Telekom dann tatsächlich auch mal jedes Auswärtsspiel sehen. Gut, es steckt wohl hinter einer Bezahlwand, die aber für Telekomkunden durchlässig sein soll. Ein paar Fragen sind da sicherlich noch offen, ein kritischer Retweet brachte gleich den Busch auf den Plan, der belehren wollte. Ach ja, Missverständnisse in 140 Zeichen. Ich finde den Deal grundsätzlich gut, endlich gibt es Bilder von jedem Spiel in gleich hoher Qualität. Die Details wird man abwarten müssen, ob es nun um die Qualität des Streams geht, die Zugangsrechte oder eben die geplanten 50 Spiele im Free-TV. Da hat die Liga gegenwärtig noch eine offene Flanke. Hier gilt es aber schlicht abwarten. 

Da sich aber anlässlich des Offseasonbeginns die Möglichkeit einer Nachfrage bei dem Geschäftsführer bot, nutzte ich sie für zwei Themen, die zumindest mir nach dieser Saison auf den Nägeln brannten.

Gruebler:  „2020 will die BBL die beste Liga in Europa sein. Doch europäische Erfolge deutscher Teams bleiben rar und auf den Setzlisten von Jordi Bertomeau läuft Deutschland unter ferner liefen. Nach tollen 7 Startern in Europa in letzten Jahr wird der Eurocup kleiner: Ist es der Liga gelungen, trotzdem die Zahl der Starter zu halten? Wann kommt endlich ein „echter“ EL-Platz für den Vize?

 

Jan Pommer: „Die Entscheidungen darüber fallen in den nächsten Tagen. Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre sind wir aber optimistisch, ähnlich viele Startplätze zu haben. Wie diese sich dann verteilen, wird sich zeigen.“

 

Gruebler: Und nach dem Desaster 2013: Haben wir in diesem Sommer wirklich eine funktionierende Webseite mit echten Stats?

 

Jan Pommer: „Das ist unser festes Ziel. Wir wissen, dass wir nicht den gewohnten Service bieten konnten – und das war schlecht. Insofern arbeiten wir mit unserem neuen Dienstleister sehr intensiv und akribisch daran, den Fans und allen Basketball-Interessierten eine tolle Website mit vielen, auch statistischen Informationen, rechtzeitig vor Saisonbeginn zur Verfügung zu stellen.“

Zählbares? Letzteres ist für uns Fans im Internet sicherlich ein Silberstreif am Horizont. Und was Europa angeht, war es einen Versuch wert. Dass da gegenwärtig noch ganz viel Politik und Partikularinteressen im Spiel sind, weiß jeder, der die Debatte auf schönen-dunk verfolgt. 

Geschichten von Bärten…

Seit dem 05. Dezember habe ich nicht gebloggt. Gelegenheiten hätte es viele gegeben. ALBA zog ins Viertelfinale des Eurocups ein, ALBA wurde Pokalsieger. Viele Heimspiele habe ich wenigstens zur Hälfte gesehen, das Nachspiel mit „Block C“ in einer Kneipe der Schmelinghalle war meist länger als das, was ich sah. Aber das interessiert euch nicht. Die Geschichte hat einen Bart…

Doch jetzt sitzen wir alle wieder hier. Irgendjemand brüllt, als gerade das Stadion in Brasilien eingeblendet wird: „Schaut mal, alles ALBA-Fans“. Die Runde ist größer geworden und als ich mich heute, wie oft ab der zweiten Halbzeit, in der Halle umschaute, sah ich mehr bekannte Gesichter in unserer Meckerecke als sonst. Nicht, weil es hip wäre zu ALBA zu gehen, sondern weil Leidenschaft ansteckt. Irgend etwas ist in dieser Saison passiert, es ist nicht so sophisticated wie unter Pavicevic, nicht der Popcornbasketball von Katzurin oder die harmlose Betulichkeit unter Herbert. ALBA ist wieder da. Ein Ludwigsburger schrieb auf Court-Review gerade, warum wir die Bayern nicht mögen, und richtig merkte jemand auf Facebook an, dass ALBA ja selbst mal in der Rolle des Krösus war. Wir sind es nicht mehr. Und das ist gut so. ALBA in dieser Saison ist ehrlicher Basketball, tendenziell härter als erlaubt, mit der Leidenschaft des Herausforderers und ohne die unerträgliche Sattheit und Arroganz der Mannschaften in der Ära, als wir auf Wildcards für Europa hofften.

Der Neuaufbau im Sommer tat gut. ALBA füllt zwar heute nicht die Hallen mit Eventfans, aber die, die da sind, die brennen für ihr Team. Endlich wieder spüren wir das Kribbeln im Nacken, wenn Tausende von Kehlen den Moritz beschimpfen, Robins NBA-Aspirationen verhöhnen und den Heiko auspfeifen. Als ich heute erst nach der Halbzeit in die Halle kam, stand sie. Vielleicht knüpfe ich heute an das Spiel im Dezember hier ums Eck an. Es war laut, wir sind heiser und es war klar, dass die Mannschaft keinen Deut weniger kämpfte als die Tribüne. Sven jubelte, Jan ackerte, Reggie scorte und Akeem ärgerte den Gegner.

Bayern ist ein verdammt gutes Team. Delaney ist mehr als eine Nummer besser als die Stars dieser Liga. Bryce Taylor hat sich unter Pesic zu einem richtig guten Spieler gemausert. Das hat Spaß gemacht, ihn heute zu sehen. Über die anderen Ex-Berliner sollte ich den Mantel des Schweigens hüllen. Nur so viel: Heiko hat das zu hören bekommen, was er sich erarbeitet hat. Luccas fünftes Foul zeigte, warum Luka ihn auf die Bank gesetzt hat, und Dijon Deon hatte seine Minute gegen Sven und war sonst nicht präsent.

Anders die Berliner. Heute war es fast das perfekte Spiel. Immer gab es die richtige Antwort. Der Dreier fiel. Ging ein Ball verloren, holte man ihn sich zurück. Die Fähigkeit dieses Teams, ein Comeback zu schaffen, in eigener Halle zu kämpfen, sie zu verteidigen, ist ausgeprägt wie lange nicht mehr. Nicht nur in der Serie von 17 Spielen hat ALBA gezeigt, dass es diese Saison nicht leicht ist, in Berlin zu gewinnen. Wir sind – formal – der Underdog, das neu zusammengestellte Team über das halb SD schön den Kopf schüttelte. Aber Sasa und Mithat hatten das richtige Händchen. Irgendwie passt es. Wenn Jan Jagla dem Kurier sagt: Wir sind ein gigantisches Team (http://www.berliner-kurier.de/alba/alba-wahnsinn-jagla–wir-sind-ein-gigantisches-team,7168904,27348132.html), dann ist da viel Wahres dran. Wie haben viele über Jan geschimpft, als er kam. Jetzt feiern wir ihn, der kämpft und heute Schwiegerpapa gezeigt hat, dass hier nichts zu holen ist. Und welche Zweifel kamen, als ausgerechnet aus Tübingen ein Starter kam. Wohl niemand will Reggie gehen lassen, der auch in aussichtslosesten Situationen Verantwortung übernimmt, uns mit seinen drei Freiwürfen gegen Quakenbrück gefühlt ins Halbfinale brachte und heute beim Dreier nur den Griff zum Hochziehen der Hose vermissen ließ. Unser Pianist auf der Centerposition ist in den Playoffs aufgewacht und sein Crescendo in den Playoffs ist beeindruckend (ok, auch wir haben einen Musiker in dieser Runde), der Dunk von links der Moment wo wir fast kollektiv das Spiel als gewonnen erkannten. Und es ist einfach schön, dass Leon wieder fit ist. Sein Check gegen Heiko heute war das erste emotionale Highlight der zweiten Halbzeit. Der Hallensprecher hat am Ende so Recht, der heutige Spieler des Tages: Unser Team!

Sicherlich war das heute nicht mehr als ein Sieg. Natürlich ist die Serie nicht gewonnen. Aber wir haben Mittwoch noch ein Heimspiel in Berlin. Es ist nicht vorbei. Wir können wieder laut sein. Und mit Verlaub, wann ist das letzte Mal eine Mannschaft ohne Bärte Meister geworden? ALBA trägt sie, ALBA lebt den Traum der Serie. Wir werden kämpfen, wir werden laut sein und unsere Mannschaft wird kämpfen bis der Bart ab ist, so oder so.

Mit Leib und Seele in der Boxarena

Donnerstag war es endlich so weit. ALBA war zurück in der Schmelinghalle. Xaver war draußen laut, die Fans drinnen. Dank des doofen Windes bayerischen Namens (ein Schelm…) hätte ich es fast nicht zum Spiel geschafft. Doch ein Kranich war so mutig und flog mich mitten durch den schönsten Sturm noch zur zweiten Halbzeit. Von den Farben würden diese Vögel des Glücks übrigens auch hervorragend zu unseren Trikots passen. 

Was die zweite Halbzeit dann brachte, war ein emotionaler Ausflug in die Vergangenheit. Dicht, eng, laut und so verdammt nah dran war es in Block C. Fünfeinhalb Jahre nach dem Umzug in die o2world kam die Erinnerung auf, wie es damals war, als mich die Begeisterung in Berlin packte. Als ich nach Jahren der Tribünenabstinenz erkannte, dass für mich Fan aus der Provinz mit Schulturnhallen auch dieser große blöde Bonzenclub doch eine Heimat bieten kann. Natürlich ist es anders als in der Turnhalle, aber die Attitüde passte. Es war laut und noch immer Basketball und kein Kunstprodukt, nur die bunte Tüte, die ich mir als Dreikäsehoch in der Pause holte, war irgendwo auf dem Weg dem Bier gewichen. Spätestens mit dem Einzug in Block C waren wir dann auch angekommen. Aber: Ich bin kein Fan, der die großen Erfolge ALBAs erlebt hat. Ich kam, als Muli schon gefeuert war und sah wie ALBA gegen Bonn gewann, später wie Penberthy gegen Bonn Freiwürfe vergeigte und ein Jahr später, wie ALBA 0:3 gegen die Drachen rausflog. Die einzige Meisterschaft, die ALBA in meiner Schmelinghallenzeit gewann, die wurde in Bonn erspielt.   

Ich weiß nicht, ob jemand, der aus der Provinz kommt, heute mit der o2world warm wird. Natürlich, die Schulturnhallen gibt es auch  nicht mehr, aber dennoch ist der Enternainmenttempel etwas anders. Es ist – dio beschrieb dies treffend – ein Glück, dass Olympia scheiterte und die fast perfekte Basketballarena gebaut wurde, vielleicht gerade weil sie als Boxarena für Blick auf den rechten und den linken Haken, den Infight, die Schilder des Nummernmädchens und den Referee gebaut wurde. Es ist die unmittelbare Nähe zum Geschehen, es sind die kurzen Wege und die Offenheit. Kein Schließer, der meckert, kein Graben und Gitter, das dich vom Geschehen trennt, und alles mitten in einem Kiez, in dem man nach dem Spiel verweilen kann. Natürlich ist das bei aller Wahrheit ein romantisierendes Bild. Donnerstag hat es gezeigt: Zusatztribünen sind komisch, Anzeigetafeln kann man da kaum lesen, Video gibt’s auch kaum und das Bier schmeckt auch nur in der Erinnerung  besser.

Sportlich war die zweite Halbzeit gegen Rom objektiv betrachtet nicht die ganz große Offenbarung. Zu sehr ließen sich die Albatrosse den zunächst mal erspielten Vorsprung aus der Hand nehmen. Rom zerfahren und auch Berlin bei allen guten Aktionen irgendwie – nicht zum ersten Mal in der Saison – wackelig. Dazu die Aufregung über die Schiris in so einer kleinen Hallen natürlich emotionaler. Schreitherapie nenne ich ja zuweilen das Fandaseien… Und die Römer trafen schließlich auch die wilden Dinger, Baron schien nicht anders als durch Foul zu stoppen. Auch Hosley machten unsere gellenden Pfiffe nichts aus. Doch irgendwie zauberten die Albatrosse das hervor, was sie diese Saison so besonders macht oder besser: machen kann. Sie packten das Spiel, sie verteidigten in den richtigen Momenten und machten die wichtigen Punkte. Genau so macht ALBA Spaß. Redding, Logan und Radosevic besiegelten den Sieg. 

Mir ist nicht egal, dass ALBA nach der Niederlage gegen Bamberg am Sonntag an den Playoffrängen lediglich kratzt, aber es macht diese Saison Spaß und ist ein Team für das ich gerne laut bin, weil es meist kämpft, kratzt und beißt. Am Donnerstag war dies offenkundig das kollektive Gefühl, der Sieg erhofft, aber nicht erwartet, nicht klar, aber klar erkämpft und daher umso schöner. Jubel in der Schmelinghalle ist dann doch intensiver. Die Schmelinghalle tobte, mein Sitznachbar kanalisierte alle Energie in seine Arme und hob mich jubelnd hoch. Nur meine eine Rippe, die fand das gar nicht gut, knackste kurz und fühlt sich seitdem wenigstens geprellt. Nun hab ich sie wenigstens, meine ganz eigene Schmelinghallengeschichte. Sie kann ihre Herkunft als Boxarena halt doch nicht verleugnen…  Manchmal ist die Coolness der Sauerstoffwelt dann doch nicht ungesund und manchmal ist Leib und Seele dann mehr als nur ein Slogan. Doch vielleicht passt das Bild und hilft diese Saison nur eines: Zähne zusammenbeißen und weiterbrüllen, auch wenn die nächsten Wochen – wie schon an diesem Wochenende in Bamberg oder gegen Bremerhaven – möglicherweise schmerzhaft werden… 

You can’t buy heart

Den Bayern-Kader auf dem Papier zu sehen, das ist das eine, ihn auflaufen sehen, dann doch noch was anderes. Sieben ehemalige Albatrosse, dazu Euro-Star Delaney, Benzing, der vom Roten Stern rausgekaufter Savovic, ein Big John Bryant und Chevy Troutman. Das ist so verdammt tief, so verdammt variabel. Auf der Bank zwei ALBA-Headcoaches, die für 12 Jahre verantwortlich zeichneten. Doch das war heute kein Familientreffen ALBA rot gegen ALBA gelb. Das war der Besuch des neuen Lieblingsgegners. Spielt ihr nicht bei uns, seid ihr nicht willkommen, pfiff es aus rund 14000 Kehlen. Schöne Choreo des Fanblocks, die frischen Ex-Berliner auszupfeiffen und dann dem Bryce – der ja länger weg ist – tosenden Applaus zu schenken.

Mächtig breit die Brust der Bayern diese Saison. Zählbar die Erfolge in den ersten Spielen in der Liga und Europa. Noch heute lästerte der Münchener Häuptling im Tagesspiegel über angeblich schlechtes Berliner Betriebsklima. Schön, Uli, du konntest deine Manage kaufen lassen, wen sie wollten. Und was hat es dir heute gebracht? Wieder musstest du in einer von dir so wenig attraktiv empfundenen Halle sitzen und erleben, wie die wirtschaftlich längst übertrumpften Berliner, deine Jungs rupften. Zwanzig Punkte. Lass dir mal von erfahrenen Bayern-Spielern erklären, was das bedeutet. Interessant, was so – dank der Berliner Zeitung – vor dem Spiel an altem Dreck rauskam.

Hoeneß und andere hatten eine grundlegende Abneigung gegen Basketball. Die ist über Nacht in eine Begeisterung umgeschlagen, von der es jetzt heißt, sie halte seit zwanzig Jahren an. Aber das ist glatt gelogen.

Let's get ready... beat Bayern! Danke fürs Foto an: Onno WulfBegeisterung für Basketball seit mehr als zwanzig Jahren, das gibt es hier in Berlin. Hier schlägt das Herz Gelb-Blau. Und das hat heute den Unterschied gemacht. Denn am Ende hilft alles Geld nicht, wenn man gegen eine bis in die Haarspitzen motivierte Mannschaft auf deren Homecourt antreten muss. Zur Halbzeit hörte man es in der o2 world mehr krächzen denn reden. Jetzt dürften die meisten die Stimmbänder kühlen. Wir waren laut. Unsere Mannschaft lebte es vor, holte uns ab und Fans und Team schaukelten sich hoch und auch über das kritische dritte Viertel hinweg. Wann stand die o2 das letzte Mal vor der Halbzeit, wann das letzte Mal das ganze vierte Viertel?

Auch jene, die dem neuen Team kritisch gegenüberstehen, die Heiko & Co. nachtrauerten, schienen heute mit dem neuen Alba versöhnt. Jan ackert, Akeem rast, Alex rebounded und WoBo dunkt… Und unsere Guards, Logan, Hammonds, Stojanovski und Redding haben sich gefunden und setzen sich gegenseitig in Szene. Kendell und Slokar werfen ihren Körper in den Ring. Mir macht diese Mannschaft viel Spaß. Vielleicht sogar mehr, als die vom Beginn der letzten Saison, deren Relikte heute in Rot aufliefen. Da war zuvor schon was kaputt gegangen.

Für die neue Mannschaft könnte es heute ein Schlüsselspiel gewesen sein. Wir gewinnen ganz sicher nicht alles, aber wir haben uns selbst gezeigt, dass wir die, die das vorhaben, schlagen können. Kauf dir, was du willst, lieber Uli, but you can’t buy heart…

Ein Center vom Balkan

Stanojevic, Koturovic, Alibegovic. Drei Namen mit zusammen einer ganzen Menge Titel für ALBA. Dem Jüngsten dieser Trias und dem bis zum Auftreten des Big John dominantesten Center der Beko BBL riss am Ende das Kreuzband und dann die Geduld, so dass schließlich ein anderer, Goran Nikolic, mit dem letzten bisschen was er noch in den Knien hatte, erst den Marathonmann geben musste und dann den Titel holen durfte.

Nun also deutet sich, trauen wir den üblich gut informierten Quellen auf schoenen-dunk, an, dass ALBA wieder einen Center vom Balkan holen wird. Leon Radosevic ist ein beweglicher kroatischer Innenspieler. Und als 1990 geborener recht jung, aber bereits mit drei Jahren Euroleague in den Beinen. Ein verletzter Fuß verhinderte nach einer starken Saison bei Cibona 2011 den Draft als early entry. Auch wenn Draftexpress ihn 2012 als Top International Prospekt des Jahrganges 1990 sah, reichte es nicht.

Die Rolle, die er zuletzt in Mailand ausübte, war kleiner. Ein Wechsel nach Berlin dürfte für ihn eine Chance auf größere Spielanteile und eine tragendere Rolle bieten. NIhad Djedovic konnte diese Chance letztes Jahr im Ergebnis nicht nutzen. Zu wenig Konstanz zeigte er bei allem Talent. Ich bin gespannt, wer stabiler auftritt: WoBo oder Radosevic. Es ist der gleiche Jahrgang.

Nur welche Rolle soll Radosevic spielen? Das Bild wird vermutlich erst klar, wenn wir den vollständigen Kader sehen. Kommt noch ein echter Center? Kommt ein Stretch-Four? Kommt Jan Jagla oder bleibt Sven Schultze? Es sind viele Varianten denkbar. In welcher Rolle seht ihr ihn? Jovo oder Goran?

Schauen wir doch erst einmal, was Radosevic so kann und wie er spielt. Ein Vergleich drängt sich bei den Stats, die ohne jeden 3er sind, auf. Auch Thompson war spielerisch kein „moderner“ Vierer, sondern ein eher agiler Center. Aber über was konnte man sich bei Thompson, der – so schreiben jedenfalls alle – zu den Bayern gehen soll, wunderbar aufregen? Genau! Halbherziges Blöcke setzen. Von Radosevic gibt es auf youtube eine Skurillität:

Ich finde den Vergleich zu Thompson nicht abwegig. Ich denke wir sehen hier den Nachfolger auf der Position von Thompson, d.h. ein Spieler, der konzeptionell sowohl eine agile Fünf spielen kann als auch eine Vier ohne 3er.

Ich habe sehr sehr lange keinen Center bei ALBA mehr gesehen, der den Fastbreak so läuft wie Radosevic. Wir hatten ja mit Miro, Cemal und Ali ein paar valide Wühlbüffel. Aber wann hatten wir zuletzt einen so beweglichen Center? Der junge Ford? Nikolic im Jungbrunnen? Mir blieb etwa bei Sekunde 39 kurz der Atem weg.

Und wer auf Defense steht, der kann sich hier (Nr. 5 in Weiß/Rot) am Duell mit Dejan Musli (15 blau) bei der U20 WM 2010 ein etwas veraltetes Bild machen. Vielleicht ganz passend, weil Musli ihm körperlich um Längen überlegen ist. Aber die Cleverness, die Beweglichkeit und das Aushelfen auf den kleinen Positionen sind schon ausgeprägt.

Falls man WoBo in der Miralles-Rolle sieht, fehlt eigentlich ein Centerersatz für Idbihi und ein weiterer 4er, den wir letzte Saison jedoch auch nicht hatten. Bekanntlich hat Peavy nie gespielt… und nach dem Randle-Intermezzo kam mit Traore ein echter Center. Warum nicht wieder so?

Der letzte Center vom Balkan, den wir in Berlin hatten, Miro Raduljica, hat übrigens vor kurzem in der NBA unterschrieben. Vielleicht beginnt ja auch für Radosevic mit dem Wechsel nach Berlin ein neuer Anlauf. Das Spektakuläre bringt er mit.